Unsere Geschichte
Die Innung
Dachdecker- und Zimmerer-Innung,
Herne/Castrop-Rauxel/Wanne-Eickel
Der Chronist, der den Versuch unternimmt,
rückschauend die Entstehung und Entwicklung Dachdecker- und Zimmerer-Innung Herne/ Castrop-Rauxel/Wanne-Eickel darzustellen,
wird sicherlich auch auf die Festschriften zurückgreifen, die anlässlich des 50jährigen Bestehens der damals noch selbständigen, heute aber zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossenen Dachdecker-Innungen in Herne und Wanne-Eickel herausgegeben worden sind. Es bildeten sich auch in den Kreisen bzw. im Bereich der späteren Städte Herne/CastropRauxel und Wanne-Eickel zu Beginn dieses Jahrhunderts Dachdecker-Innungen, die heute auf ein 75jähriges Bestehen zurückblicken können.
- Die Betriebe in Herne, Castrop-Rauxel, Lünen und Landkreis Dortmund bildeten noch 1929 gemeinsam eine Innung.
- Die Kollegen aus den Gemeinden Wanne und Eickel waren bis 1919 noch gemeinsam in der Dachdecker-Innung Gelsenkirchen.
Die im Verlauf der Gebietsreform der 70er Jahre erfolgte Umgestaltung der Städte und Kreise machte in der Bundesrepublik auch vor der Handwerksorganisation nicht halt. Hier ging das Bestreben der Behörden dahin, durch eine Straffung und Zusammenlegung kleinerer Innungen zu einer Vereinfachung der Verwaltungsarbeit zu kommen. Ob dieses Ziel erreicht worden ist, steht dahin. Jedenfalls schlossen sich unter dem mehr oder weniger sanften Druck der Behörden und in manchen Fällen auch der Handwerkskammern viele schwache Innungen zu überörtlichen oder überberuflichen Innungen zusammen. So trat am 28. Januar 1972 die in Herne beheimatete Zimmerer-Innung Herne/Castrop-Rauxel/Wanne-Eickel unter ihrem Obermeister Fritz Stäbner der Dachdecker-Innung Herne/Castrop-Rauxel bei. Die neue Innung nannte sich nun „Dachdecker-und Zimmerer-Innung Herne/Castrop-Rauxel" (Wanne-Eickel).
Nach langen Verhandlungen und zähem Ringen beschlossen die Dachdecker-Innung WanneEickel und die Dachdecker-und Zimmerer-Innung Herne/Castrop-Rauxel, sich zusammenzuschließen. Die Fusion fand am 1. Juli 1976 statt. Langjähriger verdienter Obermeister der Innung Wanne-Eickel war zu diesem Zeitpunkt der Kollege Wilhelm Diekmann, Wanne-Eickel, der auch neun Jahre lang (3 Wahlperioden) den Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks geleitet hat. Obermeister der Dachdecker- und Zimmerer-Innung Herne war Obermeister Franz Wand.
Die neue Innung trägt nun seit dem 1. Juli 1976 den Namen „Dachdecker- und Zimmerer-Innung Herne/Castrop-Rauxel/Wanne-Eickel". Zu ihrem Obermeister wurde in der Gründungsversammlung der Kollege Clemens Burmann, Castrop-Rauxel, Sohn des langjährigen verdienstvollen Vorsitzenden des Innungsverbandes des Dachdeckerhandwerks Westfalen, gewählt.
Obermeister der Dachdecker-Innung Herne / Castrop-Rauxel waren seit ihrer Gründung die Kollegen Michel Breuer, Herne, der sich um die Organisation und die Belange des Deutschen Dachdeckerhandwerks ganz besondere Verdienste erworben hat, Fritz Eickel, Brambauer, Franz Winter, Herne, Josef Wilimes, Herne, Heinrich Schleich, Castop-Rauxel und Franz Wand, Castrop-Rauxel.
In der Dachdecker-Innung Wanne-Eickel bekleideten die nachstehenden Kollegen das Amt des Obermeisters: Hugo Hellrung sen.; Wilhelm Degenhardt, Franz Hasenpflug und Wilhelm Diekmann, letzterer 25 Jahre von 1951 - 1976. Lobend sei noch erwähnt, dass sich beide Innungen für die auf die Initiative des Kollegen Lorenz Burmann hin errichtete „Dachdecker-Berufs- und Fachschule Eslohe" vom ersten Tag ihrer Gründung an vorbehaltlos eingesetzt und sie nach besten Kräften unterstützt haben.
Für die Zukunft besteht die berechtigte Hoffnung, dass die vereinigte Innung verstärkt die Tradition fortsetzen wird.
Zimmerer-Innung
Der Ursprung der von 1934 bis 1975 selbständig existierenden Zimmerer-Innung reicht weit in das vorige Jahrhundert zurück. Allerdings lassen sich nicht die Spuren einzelner Handwerkszweige verfolgen, sondern man darf vermuten, dass die Zimmermeister, wie viele ihrer anderen Handwerkskollegen der allgemeinen Handwerkerinnung in Herne angehörten, die in alten Unterlagen bereits für das Jahr 1868 erwähnt wird und von der heute noch eine alte Fahne der „Zwangsinnung der vereinigten Gewerbe Herne Anno 1879/Anno 1892" Zeugnis gibt. Erlangte diese erste Innung auch nie wesentliche Bedeutung, so dürfte sie doch der Wegbereiter für die späteren Frei- und Zwangsinnungen gewesen sein. 1899 erfolgte unter anderem die Gründung der Innung des Baugewerbes, zu der die Zimmerer gezählt haben könnten.
Die eigenständige Zimmerer-Innung resultierte dann aus der „Verordnung über den Aufbau des Deutschen Handwerks" von 1934. Das erste lnnungsprotokoll - in gestochener Handschrift verfasst - notiert unter dem 22. Oktober 1934: „Der nach der Verordnung bestellte Obermeister Neumann konnte 13 Mitglieder aus den Städten Herne, Wanne-Eickel und Castrop-Rauxel begrüßen." Zum engeren Innungsvorstand wurden als stellv. Obermeister Karl Lindner und zum Schriftführer Leo Sledcz bestellt.
Schon bald geben die lnnungsprotokolle Hinweise, worauf das Dritte Reich vorrangig abzielte: Vermerke über Anmeldungspflicht für den Holzbedarf, Appelle, mit Holz sparsam umzugehen oder Balken durch Stahlbeton zu ersetzen, sind vor dem Hintergrund der gewaltigen Aufrüstung zu sehen, die auch vom Baustoff Holz nicht genug bekommen kann.
Nicht einmal ganze sieben Jahre nach der Gründung ist es mit der Zimmerer-Innung bereits wieder vorbei. Das letzte Sitzungsprotokoll trägt das Datum vom 14. August 1941.
Knappe fünf Jahre später erfolgt der Neubeginn am 31. Mai 1946, jetzt unter der Leitung von Obermeister August Koch. Die lnnungsprobleme gleichen denen vor dem Krieg: Materialknappheit. Selbst die Nägel werden zugeteilt. Und noch etwas ärgert die lnnungsmitglieder: Schwarzarbeit, der sie 1948 den Kampf ansagen.
1951 erfasst die Zimmerer betriebe der drei Städte der konjunkturelle Aufwind. Die Wohnungsbauprogramme sorgen für betriebliche Belebung und je besser es den Unternehmen geht, um so mehr nimmt das Interesse an der Innung ab. In den Protokollen lesen sich Klagen über mangelnden Besuch bei den Innungsversammlungen.
Als Wilhelm Neumann das Amt des verstorbenen Obermeisters August Koch 1961 übernimmt, ist an die Stelle der jahrelangen Materialknappheit der Mangel an Fachkräften getreten. Das Wirtschaftswunder steht in voller Blüte. Während das Zimmererhandwerk floriert, wächst die allgemein verbreitete Versammlungsmüdigkeit; deshalb werden gemeinsame Fachveranstaltungen auch mit anderen Gewerken durchgeführt.
Unter Fritz Stäbner als neuem Obermeister werden 1971 Fusionsgespräche mit der Dachdecker-Innung geführt, deren Ergebnis dann die Gründung der Innung für das Dachdecker- und Zimmererhandwerk vom 28. 1.1972 war.
Quelle: Festschrift 75 Jahre Kreishandwerkerschaft Herne.